Zeitzeugenfilm
Peter und Renate Wetzel kamen damals gemeinsam in den Ludwigsburger Schlosshof, um die Rede Charles de Gaulles zu hören. Später wurden sie ein Paar. Im Film erzählen sie von der Rede, die sie nachhaltig geprägt hat.
Manfred Kaut
war 21 Jahre bei der Rede. Im Rahmen eines Projekts des Deutsch-Französischen Instituts erinnert er sich an den 9. September 1962 und teilt seine Erfahrung mit Schülern des Gymnasiums Durlach.
Zeitzeugen der Rede Charles de Gaulles
Die Rede Charles de Gaulles hat 1962 viele junge Menschen tief beeindruckt. Die Zeitzeugen – damals so alt wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums „Europa nur mit uns!“ heute – erinnern sich noch genau an die bewegenden Worte und die einmalige Stimmung in Ludwigsburg.
Immanuel Barth war 19 bei der Rede: „17 Jahre nach Kriegsende war es bewegend, wie sich Adenauer und de Gaulle die Hand reichten.“
Richard Böhringer war 18 bei der Rede: „Diesen großen General so sprechen zu hören in deutscher Sprache mit französischem Akzent, das erweckt in mir noch heute Begeisterung.“
Otto Braun war 28 bei der Rede: „In seiner Rede appellierte er an die Jugend, alte Feindschaften zu begraben und ein neues Europa mit gut nachbarschaftlichen Beziehungen und Aussöhnung mit Frankreich anzustreben. Der Funke sprang über, die Begeisterung war nach anfänglichem Zögern groß.“
Dr. Verena Englert war 18 bei der Rede: „Im Schlosshof war es sehr eng. Weil ich klein bin, musste ich immer hoch hüpfen um etwas zu sehen.“
Gerhard Fey war als Jugendsekretär des CVJM Stuttgart zu der Rede eingeladen: „Ich höre noch heute den Anfang der Rede Charles de Gaulles, nämlich: „Isch beglückwünsche Sie! Isch beglückwünsche Sie, dass Sie juung sind! Und isch beglückwünsche Sie, dass Sie Deutsche sind!““
Bernhard Gut war 16 Jahre bei der Rede: "De Gaulle hat sich direkt und persönlich an die Jugend gewandt. Das war eindrucksvoll. Erinnern kann ich mich auch gut an die hohe Sicherheitsauflagen. Wir durften zum Beispiel keine Schirme mit in den Hof nehmen."
Elisabeth Gärtner war 37 bei der Rede: "Ich habe zwei Mal die französische Besatzung erlebt. Von der Rede de Gaulles habe ich mich mitreißen lassen. Er hat mich überzeugt, nicht überredet."
Artur Kary war zur Zeit der Rede in der 10. Klasse: „Von diesem Ereignis war ich überwältigt, genauso wie Tausende von Gleichaltrigen, die sich von der imposanten Rhetorik, den überzeugenden und ergreifenden Worten Charles de Gaulles angesprochen, aufgewühlt und ergriffen fühlten!“
Waltraud Küntzle, damals 10 Jahre alt: "Dass de Gaulle kommen würde, haben wir in der Schule erfahren. Wir waren alle gespannt wie es sein würde, wenn ein General die Bühne betritt. Er hatte eine tolle Austrahlung."
Rudolf Maurer war 29 bei der Rede: „Gerne erinnere ich mich wieder an die „große Rede“, die der französische Präsident Charles de Gaulle am 9. 9. 1962 in Ludwigsburg gehalten hat. Allerdings hörte ich auch sagen, dass die Leibwächter zu den enthusiastisch Beifall rufenden und klatschenden Deutschen gesagt hätten: „Ihr dürft ihn gerne behalten, wenn ihr so begeistert von ihm seid.““
Rudolf Ulrich, damals 19 Jahre alt: "Von der Veranstaltung wusste ich nichts. Ich bin der Menschenmasse hinterher. Es waren viele Jugendliche dort und die Stimmung war sehr positiv. Die Rede hat meinen Lebensweg allerdings nicht beeinflusst. Ich bin nicht jedes Jahr nach Frankreich in den Urlaub gefahren."
Uta Baumgärtner war 16 bei der Rede: „Weil meine Eltern mir verboten hatten hinzugehen, habe ich gesagt, dass ich zu einer Freundin gehe. Als meine Eltern mich dann bei der Übertragung im Fernsehen gesehen haben, bekam ich „einen Satz heißer Ohren“.“
Gisela Kny war als Schwesternhelferin bei der Rede: „'Da muss ich unbedingt hin! Ich will dabei sein und diese Rede de Gaulles miterleben', sagte ich mir, nachdem bekannt geworden war, dass de Gaulle in Ludwigsburg eine Rede an die deutsche Jugend halten wollte. Diese Rede sollte im Hof des Ludwigsburger Schlosses stattfinden.
Damals studierte ich an der PH Stuttgart-Ludwigsburg. Im Rahmen des Studiums hatte ich einen Lehrgang als Schwesternhelferin beim Roten Kreuz gemacht. Nun wurde ich von der Einsatzleitung gefragt, ob ich bei der Großveranstaltung in Ludwigsburg Dienst tun könnte. Dazu war ich bereit und fragte, was ich dort tun solle. „Den Toilettenwagen betreuen“, war die Antwort. Da war ich schon sehr verblüfft. „Wo steht dieser denn?“, erkundigte ich mich. „Ich will nämlich unbedingt die Rede de Gaulles hören!“ – „Nicht im Hof, sondern hinter dem Schloss,“ hieß es. „Überall sind Lautsprecher aufgestellt, damit alle die Rede gut hören können.“ – „Wenn das so ist, dann mache ich das,“ meinte ich.
So stand ich als an diesem bedeutenden Tag in meiner Tracht als Schwesternhelferin an einem Toilettenwagen und lauschte der Rede de Gaulles. Zum Glück wurde ich kaum gestört, alles verlief bestens. Ich war sehr beeindruckt und bewegt und stolz darauf, dabei gewesen zu sein.“
Rudolf Maurer war 29 bei der Rede: „Gerne erinnere ich mich wieder an die „große Rede“, die der französische Präsident Charles de Gaulle am 9. 9. 1962 in Ludwigsburg gehalten hat. Allerdings hörte ich auch sagen, dass die Leibwächter zu den enthusiastisch Beifall rufenden und klatschenden Deutschen gesagt hätten: „Ihr dürft ihn gerne behalten, wenn ihr so begeistert von ihm seid.““
Manfred Niefer war 23 bei der Rede: „Das war ein heißer Tag damals. Der Andrang war so groß, dass der Konvoi der Politiker aus Stuttgart Verspätung hatte. Dann wurden aber alle in den Schlosshof gelassen.
Die Ehrenkompanie war auch da. Wegen der Hitze sind einige der Uniformierten sogar umgefallen. Beim Kommando „Wegtreten“ schmissen dann alle erleichtert ihre Helme, Säbel usw. von sich und stürmten in die Gaststätten.“
Richard Böhringer war 18 bei der Rede: „Als Folge dieser Rede habe ich als Schüler in den Sommerferien 1964 auf einem deutschen Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges in Dompierre und im Jahr 1965 auf dem Soldatenfriedhof des Zweiten Weltkrieges in Niederbronn-les-Bains gearbeitet und dabei die Sinnlosigkeit dieser Kriege erkannt und gleichzeitig die Notwendigkeit der deutsch-französischen Aussöhnung durch meinen eigenen Beitrag gesehen. Das Motto der beiden Kriegsgräbereinsätze hieß „Réconciliation au-dessus des tombes“ (Versöhnung über den Gräbern). Seither bin ich der französischen Sprach und Kultur eng verbunden.
Politisch hat mich die damalige Begegnung durchaus geprägt. Im Jahre 2009 war ich bayrischer Europakandidat der FDP. Wesentlicher Baustein meines Europakonzepts ist die deutsch-französische Zusammenarbeit und Freundschaft. Ich freue mich, dass ich mit diesem Artikel wieder an den Ursprung meiner Einstellung und meines Engagements gegenüber Europa erinnert wurde.“
Waltraut Küntzle war 10 bei der Rede: „Ich habe später am Schüleraustausch mit Montbéliard teilgenommen und stand noch jahrelang in Kontakt mit der Austauschschülerin. Nach der Berufsausbildung habe ich dann 5 Jahre in Frankreich als Krankenschwester gearbeitet. Damals gab es noch Hürden bei der Anerkennung des Diploms. Beruflich jedoch war der Aufenthalt ein voller Erfolg, sprachliche Schwierigkeiten waren nach kurzer Zeit beseitigt.
Ich würde jedem jungen Menschen zu einem Auslandsaufenthalt raten, nicht nur für’s Studium, sondern auch während oder nach der Berufsausbildung. Der Gewinn ist enorm, wenn man positiv eingestellt und kontaktfreudig genug ist.“
Rudolf Maurer ging nach der Rede für 18 Monate mit der „Aktion Sühnezeichen“ nach Frankreich: „Der Auftritt Charles de Gaulles hat mich besonders interessiert, da ich genau zwei Monate später mit der Aktion Sühnezeichen (Action pour la repantir) nach Lyon/Villeurbanne ging, um dort für ca. 100 deutsch-jüdische Flüchtlingsfamilien die „Synagoge der Brüderlichkeit“ (Synagoge de la fraternité) zu bauen.
In diesen 18 Monaten im mir vorher ganz unbekannten Frankreich, lernte ich im Vollzug die ja sehr schöne Sprache, vor allem im „Kult der Église réformée“ dort. Dank des Deutsch-Französischen Jugendwerks begann nach meiner Rückkehr im Sommer 1964 ein reger Jugendaustausch und Gemeindebesuche hin und her von dem Kirchenbezirk Sulz/Neckar, wo ich für die evangelische Jugendarbeit verantwortlich war, sowie der Église réformée de Villeurbaine/Lyon. Zwei der damaligen französischen Pfadfinderinnen sind nun schon einige Jahrzehnte in Rosenfeld (Kreis Balingen) verheiratet. Sowohl mit den Familien dieser beiden, als auch mit der Église réformée bestehen noch immer gute Verbindungen.
Seit ich 1995 in den tätigen Ruhestand ging, besuche ich hier bei der VHS einen Französisch Konversationskurs, um vor allem sprachlich, aber auch sonst dran zu bleiben.“
Wolfgang Walzinger war 19 bei der Rede: „Als ich an dem bewussten Septembertag zusammen mit meinem Bruder und mit vielen Schulkameraden des Mörike-Gymnasiums in dem Ludwigsburger Schlosshof sass, da war mein Interesse an dem französischen Nachbarland noch sehr begrenzt, und der Unterricht Französisch gehörte sogar zu meinen schlechtesten Fächern so kurz vor dem Abitur. Jedoch nach der zündenden und mitreissenden Rede des Generals in seinem zivilen Zweireiher-Anzug war ich voller Begeisterung für seine Visionen zu einen Neubeginn, und mein Interesse für alles Französische war fortan geweckt.
Das erste greifbare Ergebnis war ein 3-wöchiger Französisch-Kurs an der Université de Besançon kurz vor dem Abitur. Als ich dann beim Studium an der Universität Heidelberg eine Ausschreibung des Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD für Stipendien an französischen Universitäten sah, habe ich mich sofort dafür beworben. Nach einigen Sprachprüfungen war es dann soweit: ich konnte ein Studienjahr lang mein klinisches Medizinstudium an der Université de Montpellier fortsetzen.
Das wichtigste persönliche Ergebnis dieses Studienjahrs war jedoch die Bekanntschaft mit einer Studien-Kollegin Florence Belmas-Derroja, welche dann nach Abschluss meines Studiums meine Ehefrau und die Mutter meiner beiden in Perpignan geborenen Söhne wurde. So kommt es, dass meine sämtlichen Nachkommen, Söhne, Schwiegertöchter und die 6 Enkelkinder französischer Sprache sind und heute in der Französischen Schweiz ansässig sind.
Fürwahr eine entscheidende Wende, welche mein Leben nach dieser Rede vor 50 Jahren genommen hat (ich habe das Manuskript seither bei meinen Papieren verwahrt), und es war mir diese Schnitt mein ganzes Leben lang klar bewusst.“
Rosemarie Wolf war 17 bei der Rede: „Nach der Rede ging ich als Au-pair-Mädchen nach Paris. Zu meinen Freunden in Frankreich habe ich bis heute einen sehr guten Kontakt.“
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Zeitzeugen, die unserem Aufruf gefolgt sind und von der Rede de Gaulles erzählt haben!
Hermann Aigner
Dipl.-Ing. Nikolaus André, Freiberg
Imanuel Barth, Großbottwar
Uta Baumgärtner, Ludwigsburg
Marlies Beitz, Stuttgart
Margot Berger, Besigheim
Albrecht Bergold
Eckhard Binder, Ludwigsburg
Richard Böhringer, Neu-Ulm
Hannelore Braun, Ingersheim
Otto Braun, Asperg
Erich Draheim, Ludwigsburg
Christine Dully, Ludwigsburg
Otto Eberhard, Winnenden
Dr. Verena Englert, Ludwigsburg
Otto Ensinger, Beilstein
Klaus Esser
Anne-Marie Faullimél-Altenkirch, Filderstadt
Manfred Feldmann, Kornwestheim
Lutz Feufel, Kornwestheim
Gerhard Fey, Pfarrer i.R. Engelsbrand
Hans Fister, Heilbronn
Richard Friedel, Mühlacker
Elisabeth Gärtner, Bietigheim-Bissingen
Treufried Grau, Stuttgart
Prof. Dr. Heinz Griesinger, Markgröningen
Bernhard Gut, Ludwigsburg
Brigitte Hartmann, Ludwigsburg
Herr Hauswirth
Johann Heer
Heinz Heldt
Helmut Heppel, Kornwestheim
Manfred Hermann, Remseck
Karl Ulrich Herrmann
Günter Höschle, Aalen
Martha Hüther, Ludwigsburg
Wolfgang Ihle
Prof. Helmuth Jordan, Stuttgart
Herr Kallis, Tübingen
Lothar Kalmbach, Ludwigsburg
Artur Kary, Gerstetten
Herr Kaut
Roland Keck, Herrenberg
Gisela Kny, Gerlingen
Prof. Dr. Horst Köhler
Ulrich Krüger
Waltraud Küntzle, Ludwigsburg
Gerhard Lämmermeier
Dr. Peter Linder
Wolfgang Maresch, Rutesheim
Rudolf Maurer, Göppingen
Dr. Ulrich Mletzko, Bad Liebenzell
Martha Müller, Ludwigsburg
Manfred Niefer, Kornwestheim
Ute Puschmann
Prof. Dipl.Ing. Eugen Rabold, Friedrichshafen
Wolfgang Röder, Remshalden
Peter Römpert, Asperg
Ingo Schaub, Ludwigsburg
Dieter Scherner, Florida, USA
Karl-Heinz Schlagenhauf, Besigheim
Frank Schlatterer, Stimpfach
Klaus-Peter Schmid, Berlin
Lothar Schmidt, Ludwigsburg
Christel und Herbert Schmitt, Tübingen
Anna Schöpfer, Stuttgart
Karl-Heinz Schuster, Winnenden
Ursula Schwab
Roland Schweiß
Klaus Speiser, Ludwigsburg
Irmtraut Steeb, Blaubeuren
Dr. Erwin Teufel
Rudolf Ulrich, Ludwigsburg
Inge Vendryes, Rocquencourt, Frankreich
Dr. Erwin Vetter
Renate Vetter, Freudental
Wolfgang Walzinger, Evilard, Schweiz
Reinhardt Weiss
Renate und Peter Wetzel, Fellbach
Karl Wisskirchen, Asperg
Richard Wittinger, Ludwigsburg
Frau Worch
Jörg Wörner, Großkrotzenburg
Rosemarie Wolf, Asperg
Zeitzeugenfilme auf ARTE
Auf der Webseite des Fernsehsenders ARTE finden Sie die Zeitzeugenfilme mit Hannelore Braun, Ulrich Krüger, Roland Schweiß und Jurgen Biehle.