Historischer Kontext

September 1962: Der französische Staatspräsident Charles de Gaulle ist der Einladung von Kanzler Konrad Adenauer gefolgt. Seinen sechstägigen Staatsbesuch beginnt er am 4. September in Bonn. Weitere Stationen sind Düsseldorf, Duisburg, Hamburg, München und Stuttgart. De Gaulles Deutschlandreise wird zum umjubelten Triumphzug und findet ihren krönenden Abschluss in Ludwigsburg. – Doch wie kam es dazu?

Der Staatsbesuch des französischen Präsidenten de Gaulle in Ludwigsburg im September 1962 findet im Kontext einschneidender historischer Ereignisse auf europäischer und internationaler Ebene statt.

Auf internationaler Ebene verschärfen sich die Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion während des Kalten Krieges: Der militärische Angriff der USA auf Kuba, die sogenannte „Schweinebucht-Invasion“, als Maßnahme gegen Fidel Castros Revolutionen, im April 1961 führt zur Konfrontation der USA und der Sowjetunion während der Kubakrise im Oktober 1962. Im arabischen Raum akzeptiert Frankreich, mit der Unterzeichnung des Abkommens von Evian im März 1962, die Unabhängigkeit Algeriens.

Auf europäischer Ebene scheitern im April 1962 die Verhandlungen über den sogenannten Fouchet-Plan zur politischen Einigung Westeuropas, der auf die Initiative Frankreichs eine „organisierte Zusammenarbeit“ auf der Basis von regelmäßigen Regierungskontakten vorsah.

Das Scheitern des Fouchet-Plans eröffnet jedoch andere Wege der deutsch-französischen Annäherung. Am 22. Januar 1963 wird schließlich der „Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit“ unterschrieben. Der sogenannte Elysée-Vertrag beendet die Phase der deutsch-französischen Versöhnung und ebnet den Weg für eine Verständigung und später eine Freundschaft zwischen den zwei gleichwertigen Partnern Deutschland und Frankreich.